Bären im Weltall – Editorial #12/2022

Schweine im Weltall – da war doch mal was? Genau, die Älteren erinnern sich an die Auftritte von Captain Link an Bord des Raumschiffs „Schweinetrek“ in der Muppet Show. Um diese soll es heute aber nicht gehen, sondern um raumfahrende Bären. Und die sind eine Erfindung der Wissenschafts-KI „Galactica“ von Meta aka Facebook…

„Meta musste die eigene Wissenschafts-KI namens ‚Galactica‘ nach nur drei Tagen wieder abschalten, weil sie selbst erfundene Inhalte als Fakten verkaufte. Dabei sollte die künstliche Intelligenz Forscherinnen und Forscherin eigentlich bei der Recherche sowie dem Verfassen von Texten helfen. Die öffentliche Demo wurde wieder abgeschaltet, nachdem die Kritik immer lauter wurde … So erstellte die KI gefälschte Arbeiten, die sie in manchen Fällen sogar real existierenden Autoren zuschrieb. Darüber hinaus erfand das Sprachmodell einen Wiki-Artikel über das Leben von Bären im Weltraum. Das Problem daran: Geht es um raumfahrende Bären, ist das Fantasieprodukt noch leicht zu erkennen. Problematisch werden die falschen Ergebnisse, wenn der Nutzer selbst nicht über das Fachwissen verfügt einen Fake zu entlarven.“ So der Standard am 20. November diesen Jahres.

Damit war er wieder da, der GAU in Sachen Künstliche Intelligenz, der durch die weltweite Presse gejagt wurde. Gerne mit Hinweisen garniert auf Microsofts Tay-Bot, der sich innerhalb kürzester Zeit zum homophoben Rassisten entwickelte. Die Hinweise der Meta-Wissenschaftler, es handle sich ja nur um eine erste Demo, interessierte nach dem PR-Desaster dann auch niemanden mehr.

Da ist es schon interessant, dass Beiträge wie „Generative AI: A Creative New World“ von Sonya Huang deutlich weniger Verbreitung erfahren. Huang ist Partnerin im Growth Team von Sequoia, sie war Teil des ersten Studiengangs für maschinelles Lernen an der Princeton University und führte angewandte KI-Forschung in den Bereichen Astrophysik und Neurowissenschaften durch. Ein ordentliches Paket Expertise im Bereich Künstliche Intelligenz also. In ihrem Beitrag schreibt sie: „Menschen sind nicht nur gut darin, Dinge zu analysieren – wir sind auch gut darin, etwas zu erschaffen. Wir schreiben Gedichte, entwerfen Produkte, entwickeln Spiele und schreiben Code. Bis vor kurzem hatten Maschinen keine Chance, mit Menschen in kreativer Arbeit zu konkurrieren – sie waren auf Analyse und kognitive Routinearbeit beschränkt. Aber Maschinen fangen gerade erst an, sinnvolle und schöne Dinge zu schaffen. Diese neue Kategorie wird als ‚generative KI‘ bezeichnet, was bedeutet, dass die Maschine etwas Neues erzeugt, anstatt etwas bereits Vorhandenes zu analysieren.“ Erste dieser Einsatzfelder sieht sie im Bereich „Text“ und „Code“, weitere wie „Design“ oder „Community“ sieht sie rasch folgen. Und das bleibt nicht folgenlos: „Trotz des Potenzials der generativen KI gibt es noch viele Probleme im Zusammenhang mit Geschäftsmodellen und Technologien zu klären. Fragen zu wichtigen Themen wie Urheberrecht, Vertrauen und Sicherheit sowie Kosten sind noch lange nicht geklärt.“ Es bleibt also spannend im Wettstreit zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz. Und vielleicht hat Mensch diesen schon lange verloren, ohne es zu wissen?

Bleiben Sie neugierig!

Steffen Meier
DIGITAL PUBLISHING REPORT

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