Einer dieser Punkte ist der Fachkräftemangel, der langsam, aber sicher auch die Medien erreicht.
Die unwillige Digitale Jugend
Redet man mit Personalverantwortlichen in Verlagen, wird beim Thema „Nachwuchs“ meist sorgenvoll die Stirn gerunzelt. Es sei ja so unwahrscheinlich schwer, hier gute junge Leute zu bekommen. Anscheinend reicht das pure Statement „Wir sind Verlag“ nicht mehr als Magnet aus oder zieht die Falschen an (Stichwort „Berufswunsch Lesen“). In einer kürzlich von mir völlig unrepräsentativen Stichprobenumfrage unter Studierenden ergab sich als Malus-Punkt für Verlage ganz klar: 1. Die schlechte Bezahlung. 2. Die schlechte Bezahlung und 3. Verkrustete Strukturen.
Nun wachsen in den Verlagen monetär sicher die Bäume auch nicht in den Himmel. Aber zum Glück ist das Gehalt nicht der einzige Punkt für die Studierenden gewesen, fast ebenso wichtig sind Arbeitsklima, familiäre Atmosphäre und die Möglichkeit, auch etwas bewegen zu können.
Altes Eisen kann noch glühen
Redet man mit obig erwähnten Personalverantwortlichen, kommt auch oft das Thema: „Was mache ich mit den altgedienten Mitarbeiter:innen, die so gar nicht Digital Native sind?“ Aus irgendeinem Grund scheint mit der Anzahl der Berufsjahre der kreative Wert von Beschäftigten abzunehmen, digitale Zeiten benötigen frisches Blut und ähnlicher Unfug wird kolportiert. Offen gesagt gibt man sich seitens der Verlage aber auch wenig Mühe, diese Beschäftigten digital fit zu machen. In einer weiter hinten vorgestellten Umfrage ergab sich ein eigentlich niederschmetterndes Bild: Bei mehr als der Hälfte der Verlage spielt das Thema Fort- und Weiterbildung keine oder kaum eine Rolle.
Bewegung in die Sache bringen
Keine Maßnahme passt für eine ganze Branche, Verlag ist nicht gleich Verlag und Mühe gehört auch dazu – aber um den sich immer stärker abzeichnenden Fachkräftemangel Paroli zu bieten, gibt es durchaus Möglichkeiten: der sinnvolle und offene Einsatz von Remote Work (auch um die eigene Recruiting-Zone zu erweitern). Skills suchen, die nicht zwingend einen Papierstallgeruch haben müssen (Ihr E-Commerce- oder SEO-Spezialist muss nicht unbedingt wissen, wer gerade den Literaturnobelpreis gewonnen hat). Bilden Sie selbst aus und vor allem weiter – konsequent und nachhaltig. Auch altes Eisen glüht! Koordinieren Sie solche Aktivitäten mit anderen Verlagen. In Teams, nicht in Hierarchien denken. Lassen Sie den Unfug mit nichtbezahlten Endlos-Praktika. Das fördert keine Loyalität. Und last, but not least: Revolution! Wie wäre es mal mit Mitarbeiter:innen-Beteiligung am Unternehmenserfolg? Ideen gäbe es sicher genügend, oder?
Bleiben Sie neugierig!
Steffen Meier
DIGITAL PUBLISHING REPORT