Ihr werdet alle sterben! – Editorial #10/2022

Vor kurzem wurde ich von einem Partnerunternehmen angefragt, einen Vortrag zum Thema „Zukunft der Verlage“ auf der Buchmesse in Frankfurt zu halten. Mein (sehr spontaner und in einem etwas defätistischen Moment formulierter) Titelvorschlag „Ihr werdet alle sterben!“ stieß auf verhaltene Gegenliebe.

Tatsächlich ist die Situation für Medienunternehmen derzeit eine ernste. Es gibt kurzfristige Faktoren wie Inflation, sinkende Kaufkraft, eine instabile politische Lage, aber auch brancheneigene Probleme von Papier- und Energiekosten bis Mindestlohn. Nicht zu vergessen die größeren gesellschaftlichen Faktoren wie Demographie (zum Thema Fachkräftemangel und Nachwuchsproblemen hatte ich im letzten Monat an dieser Stelle schon geschrieben) und der immer fragmentierteren Medienlandschaft und verknappten Mediennutzung für die Kernprodukte. Der Ruf nach staatlicher Unterstützung ist jetzt keine Eigenheit der Verlagsbranche, das machen andere auch (und lauter), aktuell zu sehen an der Diskussion um die Aufhebung um die sowieso schon reduzierte Mehrwertsteuer für Bücher. 

Ob das eine ganze Branche retten mag? Zumal eine, die – wenn man auf Medien insgesamt schaut – sehr divers ist. Da machen Fachverlage zwar teilweise ähnliche Produkte wie Belletristikverlage, das war es aber auch fast schon mit Gemeinsamkeit. Oder Belletristikverlage selbst, die von Konzern bis Ein-Mann-/Frau-Verlag reichen. Im Umkehrschluss heißt das: Nur individuelle Lösungen bringen zum Ziel (aka: Überleben), die ureigene Initiative und Kreativität ist gefragt. Mehr denn je.

Vielleicht können wir ja den einen oder anderen Anstoß geben. In der aktuellen Ausgabe bilden wir jedenfalls wieder den kompletten „Spannungs“bogen ab – was zugegebenermaßen auch zu einer ehr voluminösen Ausgabe geführt hat: von Einschätzungen zum Hörbuchmarkt, Beispielen für Subscription-Geschäftsmodellen über Metadaten und Krisenresilienz bis hin zu Verlagen mit spannenden Podcast-Projekten oder zeitgemäßem Vertrieb und Marketing. Auch das Thema Nachhaltigkeit darf nicht fehlen – im Magazin findet sich ein kritischer Faktencheck zum Thema „Mythen über nachhaltig gedruckte Medien“, am 6. Oktober veranstalten wir ein Digitalevent „LETS GO GREEN: Innovative Impulse für Publishing und Produktion“, für das es noch Tickets gibt.

Ebenfalls im Magazin und als Event am 5. Oktober unser dpr award, der alljährlich herausragende Projekte rund um die digitale Transformation von Medien auszeichnet. Die Shortlist findet sich zum Nachlesen hier, die finale Preisverleihung selbst findet auf unserer tech@media-Digitalkonferenz statt.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Steffen Meier
DIGITAL PUBLISHING REPORT

Hier geht es zur Ausgabe 10/2022

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