Von buchreport, BuchMarkt & Weltbild lernen

Was die Pleiten von buchreport, BuchMarkt & Weltbild verbindet.

Die Meldung zum Abschied des „Buchmarkt“ hat kürzlich hohe Wellen geschlagen. Nicht nur, weil mit der Branchenzeitschrift ein traditionsreiches Publikationsorgan der Branche (1966 von Christian von Zittwitz gegründet) zum Jahreswechsel 2024/2025 vom Markt verschwinden wird. Hinzu kommen zahlreiche Fragezeichen zu den Ursachen. Denn erst seit 2022 gehörte das Magazin zur Buchhandelsgenossenschaft eBuch – die jetzt bereits dort das Feld räumt. 

Aus: dpr magazin 9/2024

Was zunächst jedoch am meisten verwundert, ist das Defilee der Insolvenzen, in das sich der „Buchmarkt“-Abschied einreiht. Denn erst zu Jahresbeginn hatte der „buchreport“-Verlag Harenberg seinen Betrieb eingestellt, ausgerechnet das lange Zeit wohl innovativste Buchbranchenmagazin. Auf dem einst überbesetzten Fachinformationsmarkt der Buchbranche verbleibt nur noch das verbandseigene (und entsprechend nicht-unabhängige) „Börsenblatt“ als branchenübergreifendes Angebot, neben spezialisierten Angeboten wie Langendorfs Dienst (Buchhandel) und uns, dem DIGITAL PUBLISHING REPORT (Fokus auf Verlage, Dienstleister). Der Blick auf den „Last Man Standing“ zeigt aber auch einen „Last Man Shaking“, denn das „Börsenblatt“ als verbliebener Universalist ist in den vergangenen Jahren nicht gerade durch Innovationen aufgefallen und ist speziell für immer mehr Verlage inzwischen irrelevant, weil es ganze Themenbereiche ausblendet.   

Was beide Insolvenzen verbindet, ist sicherlich ein Management-Versagen. Im Fall von „buchreport“ war die Übernahme durch die Fachmedien-Gruppe Busch Glatz im Nachhinein ein kardinaler Fehler. Die nicht erfolgten Synergien mit den Schwesterpublikationen der Gruppe („Blickpunkt:Film“, „MusikWoche“, „MEEDIA“), die ausgebliebenen Investitionen sowie insbesondere die Schieflage des gesamten Firmenkonglomerats haben dem buchreport den Garaus gemacht. Unter dem Dach des „SPIEGEL“ hätte Harenberg sicherlich überlebt. 

Im Fall des „Buchmarkt“ verweist die eBuch auf die „angespannte Lage der Printmedien-Landschaft“. Diese war sicherlich vor zwei Jahren, zum Zeitpunkt der Übernahme, mindestens genauso angespannt. Heißt im Umkehrschluss: Entweder gab es Versäumnisse bei der due diligence, der Prüfung des Zielunternehmens vor der Übernahme – und/oder der eBuch ist es schlicht und einfach nicht gelungen, in den zwei Jahren ein zur „angespannten Lage“ passendes Wachstums-Konzept zu entwickeln. Was insbesondere tragisch ist für die früheren Harenberg-Mitarbeiterinnen, die nach Meerbusch gewechselt waren und dort jetzt ein Déjà-vu erleben. 

Apropos Déjà-vu: Von den „Buchmarkt“- und „buchreport“-Pleiten lässt sich ein bitterer Bogen auch zu Weltbild schlagen. Die frühere Tochter der Katholischen Kirche ist nach 2014 erneut insolvent, 440 Beschäftigte sind laut „Fuldaer Zeitung“ von den Schließungen der einzelnen Töchter betroffen. Ergo ist es auch der finanzstarken Droege-Gruppe nicht gelungen, den früheren Branchen-Primus (man erinnere sich an die einst größte deutsche Buchhandelskette in Allianz mit Hugendubel, auch an die zunächst extrem erfolgreiche Tolino-Allianz) im vergangenen Jahrzehnt zu reanimieren. Die Ursachenforschung würde den Rahmen hier sprengen, es sei nur darauf verwiesen, dass immer wieder die aufgeblähte und viel zu teure IT als wesentlicher Grund genannt wird – was bei einem zunehmend auf E-Commerce statt physischem Geschäft fokussierten Unternehmen plausibel erscheint.  

In dem Kontext hallt ein Zitat besonders stark nach, das von Weltbild-Insolvenzverwalter Christian Plail stammt: „Es geht für Weltbild um nichts weniger, als die Frage zu klären: Was ist unsere Marktberechtigung?“ Bei Weltbild bleibt die Frage offenbar unbeantwortet – man schaue sich nur das bissl zusammengewürfelt wirkende Markenportfolio des früheren Medienhändlers an, von Second-Hand-Handys über Barfußschuhe bis Schmuck und Rucksäcke (und natürlich Bücher). Alle anderen Akteure auf dem Buchmarkt sollten sich diese Frage ganz oben auf die Agenda schieben, um dem Schicksal von „Buchmarkt“, „buchreport“ und Co. zu entgehen. Beim dpr feilen wir jedes Jahr neu an unserem eigenen „mission statement“. Bis jetzt haben wir gute Formulierungen gefunden. Wir hoffen, dass Ihnen dies auch gelingt! 

Daniel Lenz, DIGITAL PUBLISHING REPORT 

Anmerkung: In einer früheren Version war von der Insolvenz des „Buchmarkt“ die Rede, nach Angaben des Unternehmens ist die Buchmarkt Media GmbH nicht in der Insolvenz.

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